Hintergrund

Das Frankfurter Psychose-Projekt (FPP) ist ein gemeinnütziger Verein, der 1996 in Frankfurt gegründet wurde. Er entstand als Fortsetzung des Frankfurter Psychose-Projekts, das seit Anfang der 80er Jahre an der Abteilung für Psychotherapie und Psychosomatik im Zentrum der Psychiatrie der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt/M unter der Leitung von Prof. Dr. S. Mentzos stattfand.
Hier geht es zur Satzung des FPP.

Nach der Pensionierung von Prof. Dr. S. Mentzos wurde so versucht, dem damaligen Schwerpunkt der Abteilung eine neue außeruniversitäre Plattform zu geben und die begonnene Arbeit fortzusetzen.

Zweck des FPP ist die Förderung der Forschung über die Genese, den Verlauf und die psychoanalytischen Behandlungsmöglichkeiten von Psychosen und schweren Persönlichkeitsstörungen sowie eine Öffentlichkeitsarbeit, die Verständnis und therapeutische Hilfe für diese Erkrankungen erleichtert.

Aktivitäten des FPP

  1. die Herausgabe der Schriftenreihe „FORUM DER PSYCHOANALYTISCHEN PSYCHOSEN-THERAPIE“ (vgl. Literatur)
  2. die Veranstaltung einer jährlichen Arbeitstagung, in der Regel am ersten Samstag im Dezember in Frankfurt/Main (vgl. Aktuelles)
  3. Öffentlichkeitsarbeit
  4. die Initiierung und Förderung von Forschungsgruppen
  5. regelmäßige Information für Mitglieder
  6. Zusammenarbeit mit Vereinen und Gruppen, die ähnliche Zwecke verfolgen (vgl. Links)
  7. Supervision - Folgende KollegInnen bieten Supervisionen von Behandlungen
    psychotischer Patienten an (vgl. Adressliste Supervisoren)

Vereinsorgane

Vorstand:

Dipl.-Psych. Ulrich Ertel, Dr. med. Günter Lempa, Dr. Thomas Müller, Dr. Verena Bonnet

Sekretariat:

Lenore Hinkel
Tel.: 0 61 01 - 99 57 203 (Montags 10-12:00 Uhr)
E-Mail: fpp.sekretariat(at)gmail.com

Geschichte des FPP

Der Name des Vereins verweist auf dessen Gründungsort. Anfang der 80iger Jahre begannen wissenschaftliche Mitarbeiter der Abteilung Psychotherapie und Psychosomatik im Zentrum der Psychiatrie des Universitätsklinikums der J. W. Goethe-Universität Frankfurt/M sich eingehend mit der Erforschung der psychoanalytischen Behandlungsmöglichkeiten bei psychotisch erkrankten Patienten zu befassen. Spiritus Rector und Leiter der Abteilung war bis zu seiner Pensionierung 1971 bis 1995 Prof. Dr. med. Stavros Mentzos, Psychoanalytiker und Psychiater. Nachdem von der damaligen Bundesregierung eine Studie in Auftrag gegeben und 1975 als sogenannte „Psychiatrie Enquete“ veröffentlicht worden war, hatten sozialpsychiatrische Denk- und Behandlungsmodelle Eingang in die wissenschaftliche Erforschung und Behandlung psychisch kranker Menschen gefunden. Auch pharmakologische Neuerungen Anfang der 80iger Jahre kamen erstmals die atypischen Antipsychotika (Neuroleptika) auf den Markt hatten zu Veränderungen in den Behandlungsmöglichkeiten und einem Boom hinsichtlich bio-genetisch vermuteter Ursachen der Erkrankungen geführt. Diese Veränderungen stießen erneut die wissenschaftliche Diskussion über Genese, Auslöser und eine mögliche angemessene Behandlung dieser Störungen an. In diesem Klima stellte es für die Mitarbeiter dieser Abteilung, die eine psychoanalytische Weiterbildung begonnen oder schon abgeschlossen und sich in der Regel eher mit der Behandlung von Patienten mit neurotischen Störungen befasst hatten, eine Herausforderung dar, die psychodynamische Wirkung der neuen Errungenschaften zu verstehen, selbst einen klinisch-therapeutischen Beitrag zu leisten, und Ursachenmodelle zu entwerfen, in denen die verschiedenen wissenschaftlich und klinisch nachgewiesenen Zusammenhänge integriert werden könnten. Dies schien umso wichtiger, als die Nähe der psychotherapeutischen Abteilung zu den psychiatrischen Abteilungen des Klinikums eine Zusammenarbeit möglich machte. Ein anderes Motiv war der Druck vonseiten der Patienten: Sowohl in der Ambulanz der Abteilung wie auch in der ihr angegliederten psychotherapeutischen Beratungsstelle für Studenten waren Patienten mit psychotischen Erkrankungen nicht selten. Es war oft nicht möglich, für sie eine ambulante Psychotherapie zu finden, so dass die Mitarbeiter der Abteilung selbst die Behandlung übernahmen.

Es wurde eine „Psychosekonferenz“ ins Leben gerufen, zu der sich monatlich für 1 ½ Stunden neben den interessierten Kollegen dieser und angrenzender Abteilungen auch Gäste aus dem In- und Ausland zusammenfanden. Die Teilnehmer stellten regelmäßig ihre Erfahrungen aus der Behandlung von Patienten mit manifesten Psychosen (Schizophrenie, paranoide Psychose, Manisch-depressive Erkrankung oder Mischformen) vor. Verschiedene theoretische Positionen, Neigungen und Vorlieben der Behandler führten zwangsläufig auch zu verschiedenen Behandlungssettings. Die meisten der etwa 50 psychotherapeutischen Behandlungen, die im Laufe des 15- jährigen Bestehens dieser Konferenz vorgestellt worden sind, waren solche, die als angewandte Psychoanalyse bezeichnet werden konnten, langfristige niederfrequente Therapien im Sitzen. 

Aus der gemeinsamen wissenschaftlichen und klinischen Arbeit sind zahlreiche Veröffentlichungen hervorgegangen, die im deutschsprachigen Raum große Verbreitung fanden. Die psychoanalytische Einzelfallforschung stand im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses. Auf dem Hintergrund der langjährigen Erfahrungen wurde 1992 in Zusammenarbeit mit Kollegen aus der Akademie für Psychoanalyse und Psychotherapie e.V. München und Kollegen aus Österreich und der Schweiz die „Überregionale Weiterbildung in psychoanalytischer Psychosentherapie“ ins Leben gerufen, die seither dreimal jährlich für alle im Bereich der Psychosenbehandlung tätigen Berufsgruppen eine 3-jährige Weiterbildung anbietet und bis heute auf großes Interesse stößt. 

Als das altersbedingte Ausscheiden von Prof. Dr. Mentzos aus der Universität strukturelle, politische und somit inhaltliche Veränderungen in seiner ehemaligen Abteilung zur Folge hatte, die eine Fortsetzung dieses Forschungsschwerpunktes innerhalb der Universitätsklinik nicht möglich machten, wurde der Verein „Frankfurter Psychose-Projekt“ gegründet. Er sollte eine Fortsetzung der bisherigen Arbeit unter neuen Vorzeichen ermöglichen. Ein Publikationsorgan für diesen Forschungsschwerpunkt wurde herausgegeben (seit1998), ein klinischer Austausch auf Fachtagungen ermöglicht, regionale Forschungsgruppen zu bestimmten thematischen Schwerpunkten angeregt und eine Vernetzung von auf diesem Gebiet tätigen Klinikern versucht, um das gesammelte Wissen einem möglichst breiten Publikum zugänglich zu machen.

Autorin: Franziska Lorenz-Franzen